
Ausreden oder Selbstfürsorge? Ein Balanceakt bei Fibromyalgie
Ein Balanceakt bei Fibromyalgie
Autorin: Kerstin Goldstein
Zuletzt aktualisiert: 4. Februar 2025
Für Menschen mit Fibromyalgie ist das Leben häufig ein Tanz auf dem Drahtseil zwischen Selbstfürsorge und Aktivität. Es gibt Tage, an denen der Körper schreit: „Heute nicht!“ – und das ist keine Ausrede, sondern eine Notwendigkeit.
An solchen Tagen ist das Sofa nicht nur ein Möbelstück, sondern ein Zufluchtsort, der Ruhe und Heilung verspricht. Es ist eine Form der Selbstfürsorge, auf diese innere Stimme zu hören und dem Körper die Ruhe zu gönnen, die er so dringend benötigt.
Aber es gibt auch die andere Seite der Medaille. Manchmal flüstert der innere Kritiker, dass heute alles zu viel ist, und lockt mit der Verlockung des Nichtstuns. Hier gilt es, innezuhalten und zu prüfen: Ist es wirklich der Ruf des Körpers nach Erholung, oder ist es der verführerische Sirenengesang des inneren Schweinehunds?
An Tagen ohne körperliche oder geistige Energie ist es wichtig, sich keine Vorwürfe zu machen, sondern die Entscheidung zur Ruhe als kluge Wahl anzuerkennen. Und dennoch, im Hinterkopf sollte die Erinnerung bleiben, dass Bewegung ein Verbündeter ist, der nur darauf wartet, am nächsten guten Tag wieder einbezogen zu werden.
Wie du „Ausreden“ oder „Selbstfürsorge“ voneinander unterscheidest, darum geht es in diesem Artikel.
Zeit mit Bedacht wählen
Zeit ist ein Luxusgut, und für Menschen mit Fibromyalgie kann sie eine noch größere Herausforderung darstellen. Doch anstatt „keine Zeit“ zu einem ständigen Refrain werden zu lassen, ist es wichtig, Zeitfenster für Bewegung bewusst zu wählen.
Wenn „keine Zeit“ zum ständigen Begleiter wird, ist es im wahrsten Sinne des Wortes an der Zeit, innezuhalten und neu zu bewerten. Vielleicht bedeutet das Finden von Zeit für Menschen mit Fibromyalgie, sich von rigiden Zeitplänen zu verabschieden und stattdessen auf den Rhythmus des eigenen Körpers zu hören. Es geht darum, Bewegung nicht als weiteren Punkt auf deiner To-Do-Liste zu sehen, sondern als fließenden Teil des Tages, der sich nach deinen eigenen Bedingungen richtet.
Vielleicht ist es nur ein kurzer Spaziergang, ein paar Dehnübungen oder sanftes Entspannen deiner Faszien – es muss nicht der Marathon sein. Es kann so einfach sein wie das Strecken während der Fernsehwerbung oder ein paar Yoga-Posen vor dem Schlafengehen – jede Bewegung zählt und trägt zur Lebensqualität bei.
Kleine Bewegungseinheiten kannst du dadurch einfacher in den Tagesablauf integrieren. Kurze einfache sportliche Aktivitäten sind oft realistischer und nachhaltiger als lange Trainingseinheiten, die dich erschöpfen und vielleicht zu anstrengend für deinen Körper sind.
Wie steht es um deine Zeit? Nimmst du dir Zeit für Bewegung oder läuft dir die Zeit davon?
Das Wetter als Spiegel der Befindlichkeit
Ist es draußen grau und trist, so wie Novemberwetter in Deutschland, mag das Herz sinken und der Körper schmerzen. Für jemanden mit Fibromyalgie kann ein Regentag oder Kälte mehr als nur eine Ausrede sein – er kann tatsächlich die Symptome verschlimmern.
Ich habe mich umgehört bei meinen Fibro-Coach Kolleginnen, die auf der ganzen Welt verteilt leben. ALLE haben zugegeben, dass selbst sie, als erfahrene Personen im Umgang mit Fibromyalgie, mit Wetterschwankungen und Kälte zu kämpfen haben.
Das Wetter kann ein Spiegel der Seele sein und bei Fibromyalgie auch ein Spiegel der physischen Befindlichkeit. Wenn der Körper auf Wetterveränderung und Feuchtigkeit mit Schmerzen reagiert, dann ist es an der Zeit, das Wohnzimmer zur angenehmen Fitnesssoase umzugestalten. Tanzend, dehnend oder meditierend – das Wetter außerhalb der Fenster kann die innere Welt nicht trüben, wenn man sich erst einmal entschlossen hat, den eigenen vier Wänden Aktivität einzuhauchen.
Wie geht es dir bei Änderungen des Wetters? Nimmt dein Körper diese wahr?
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Wenn Müdigkeit und Schmerz die Regie übernehmen
Müdigkeit und Schmerzen sind keine Einbildung. An manchen Tagen mag der Körper widerwillig sein, sich zu bewegen, und das ist okay. Es ist eine Kunst, die Signale des Körpers richtig zu deuten und zu wissen, wann es Zeit ist zu pausieren und wann ein sanfter Schubs in Richtung Aktivität angebracht ist.
An manchen Tagen können Müdigkeit und Schmerzen so überwältigend sein, dass sie jeden Gedanken an Bewegung verschlingen. In solchen Zeiten ist es wichtig, den Körper nicht zu zwingen, sondern mit ihm zu kommunizieren. Was sagt er dir? Vielleicht braucht er eine sanftere Art der Bewegung oder einfach nur eine warme Umarmung in Form einer weichen Decke.
Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich diesen Zuständen hinzugeben – es ist vielmehr ein Zeichen von Stärke und Selbstkenntnis. Dann gibt es auch keine Diskussion über Ausrede oder Selbstfürsorge. Halte inne und tue das, was dir in dem Moment gut tut. Wenn du nicht weißt, was dir gut tut, dann lass uns sprechen. Ich helfe dir gerne in meinem 1:1 Coaching Programm für Menschen mit Fibromyalgie.
Hast du viele Tage, die dich körperlich komplett aus der Bahn werfen und falls ja, wie kannst du diese minimieren? Welche Strategie hast du?
Dein Trainingspartner – ein Engel in Turnschuhen
Ein Trainingspartner, der Verständnis für die Launen der Fibromyalgie hat, ist ein wahrer Schatz. Zusammen zu lachen, zu stöhnen und vielleicht sogar zu schwitzen, kann eine Quelle der Freude und ein Ansporn sein, sich zu bewegen, auch wenn es schwerfällt.
Deine Trainingspartnerin kann der motivierende Wind unter den Flügeln sein, der auch an schwierigen Tagen zum Aufbruch ruft. Ein Lächeln, ein aufmunterndes Wort, die gemeinsame Freude an der Bewegung – das alles kann den Unterschied ausmachen zwischen einem Tag auf der Couch und einem Tag, der mit Stolz und Zufriedenheit endet.
Sollte deine Trainingspartnerin keine eigene chronische Erkrankung haben, dann ist es wichtig, sich vorab über die geplante Intensität und Schnelligkeit zu besprechen. Denn das Letzte was du möchtest, ist deiner super fitten Kollegin beim Spaziergang hinterher zu hechten, nur um am nächsten Tag aufgrund von Überanstrengung verstärkte Schmerzen zu haben.
Übrigens: Dieser Trainingspartner muss nicht immer menschlich sein. Manchmal ist es die Lieblingsmusik oder ein treuer Vierbeiner, der einen zu mehr Bewegung animiert.

Mein persönlicher Ansatz im Umgang mit Fibromyalgie
Ich glaube fest daran, dass jeder Mensch, der von Fibromyalgie betroffen ist, Wege finden kann, um mit der Krankheit besser umzugehen. Dabei geht es nicht um „Heilung“ im klassischen Sinne, sondern darum, den eigenen Körper besser zu verstehen und Methoden zu entwickeln, die den Alltag erleichtern.
Durch gezieltes Coaching und ein auf dich zugeschnittenes Bewegungsprogramm kannst du lernen, die Kontrolle über deinen Körper zurückzugewinnen und dein Leben wieder mit mehr Energie und Freude zu gestalten.
Psyche und Körper in Einklang bringen
Bewegung kann ein mächtiges Anti-Depressivum sein. Doch die Kunst liegt darin, die richtige Aktivität zu wählen, die sowohl die Muskeln als auch die Seele nährt. Es ist eine Feier des Möglichen, auch wenn die Herausforderungen groß sind.
Sport ist oft ein psychisches Stärkungsmittel, das gerade bei Fibromyalgie helfen kann, den Nebel des Unbehagens zu durchbrechen. Dabei ist es wesentlich, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und Bewegungsformen zu finden, die Freude machen und nicht belasten.
Vielleicht ist es bei dir Schwimmen in warmem Wasser, das wie eine sanfte Massage wirkt, oder QiGong, das mit seinen fließenden Bewegungen Ruhe in den Geist bringt. Oder du bist der Typ, der gerne zu Hause seine Gymnastikmatte ausrollt und mit kleinen Geräten wie Bällen oder Bändern Übungen macht. Der Schlüssel liegt darin, Bewegung als Freund zu betrachten, nicht als Feind.
Welche Art von Bewegung tut dir gut? Wobei hast du Spaß? Wenn diese beiden Faktoren zusammenkommen, dann hast du die perfekte Sportart für dich gefunden.
Leistungsdruck adé
Der Leistungsdruck kann warten. Bei Fibromyalgie zählt jeder Schritt, jede Bewegung, die mit Freude und im Einklang mit dem eigenen Körper erfolgt. Es geht nicht darum, Rekorde zu brechen, sondern darum, dem Körper zu erlauben, sich auf seine eigene, sanfte Weise zu entfalten.
In diesem Sinne ist es ein Akt des Gleichgewichts und der Selbstkenntnis, zu unterscheiden, wann eine Ausrede nur eine Ausrede ist und wann sie eine wohlverdiente Pause signalisiert. Es sind die kleinen Siege, die Anerkennung der Grenzen und die sanfte, aber stetige Ermutigung, das Beste aus jedem Tag zu machen.
Mit Mitgefühl, Geduld und einer Prise Humor kann der Weg der Bewegung bei Fibromyalgie zu einer Quelle der Stärkung und des persönlichen Wachstums werden.
In diesem Sinne: Stoppuhr weg und Bauchgefühl her 🙂

Fazit: Selbstfürsorge ist wichtig
Mit ein bisschen Übung ist es ganz leicht zu unterscheiden, wann es sich um Ausreden oder Selbstfürsorge handelt. Sollte regelmäßige Bewegung für dich ein Wunsch sein, du aber in letzter Zeit wenig bis gar nichts gemacht hast, und auch keine Ahnung wie du fibro-friendly an die Sache rangehst, dann lass uns gerne sprechen.
👉 Lass uns sprechen, ob Personal Training via Zoom für dich passend ist. Gemeinsam finden wir deinen Weg zu mehr Leichtigkeit und Lebensfreude!